Friday, July 06, 2007

Liebe Leute, gebt fein acht...

...ich hab Euch etwas mitgebracht!

Mein bester Arne hat auf mein dringendes Anraten endlich seinen Urlaub beendet, um unsere Homepage wieder mit unseren Reiseberichten zu füttern.

Daher werden in dieses Blog hier bei Blogger keine Berichte mehr eingestellt.

Wenn Ihr unseren Reisen und Erzählungen weiter folgen wollt, schaut auf unsere Homepage, die Rechts als Link zum Anklicken verlinkt ist.

Ansonsten lautet die Adresse http://www.skrollan-hamburg.de

Es hat Spaß gemacht mit Euch und besucht uns bald wieder...

Lieber Gruß


CLaudia & Volker

Saturday, June 30, 2007

30. Juni – Verkan

Vorweg: Claudia hat ihren Bericht vom 26.Juni fertig. Vielleicht mögt Ihr da ja auch reinschauen.


Jetzt aber der 30. Juni:

Wir haben Strom. Wir haben Internet. Wir haben volle Festplatten.

Heute sprach außer dem tollen Wind und der Sonne nichts für eine Weiterfahrt. Aber solche Tage der Reorganisation sind einfach notwendig…vor allem wenn man WLAN hat ;o)

Trotzdem ließen wir den Tag nicht ungenutzt verstreichen. Claudia zeigte mir die Stadt..ähhh das Dorf…ich meine…die Häuseransammlung und den Supermarkt von Verkan.

Beim längeren Fußmarsch in die Metropole ist uns aufgefallen, dass wir Fernsehen noch nicht einmal vermisst haben (von der Sportschau mit Bundesliga Ende-April mal abgesehen). Selbst mein alter Ego "Magnum" vertrocknet auf seiner DVD.

Wir haben gehörige Distanz zu dem Leben daheim hergestellt. Nachrichten bei Abendblatt.de oder Artikel im Spiegel lesen sich auch ganz anders.

Beispiel: Artikel im Spiegel (25/07 S. 87) über die Pamirkatastrophe.

Vier Seiten schockierende „Neuigkeiten“ über Tatsachen, die schon vor 50 Jahren in den Akten standen und ein interessantes Licht auf die Herren in den teuren Anzügen …und die Lese- und Interpretationsschwäche unserer Wirtschaftswundergeneration wirft.

Ich sach ja immer: Der Mafioso von gestern ist der Wirtschaftskapitän von heute.

In den baltischen Staaten wurde uns das sauber vorgeführt und das war schon immer so und ist auch in Deutschland so. Das ist nicht schlimm…das „ist“ einfach.

…es ist nur amüsant, wie dann ein „Osmani“ in Hamburg vom Abendblatt für Wirtschaftspraktiken zerrissen wird, die seit Generationen ehrbarer hanseatischer Kaufleute von denselben in Perfektion betrieben werden....da wildert wohl jemand im Revier... ;o)

…aber das gehört alles nicht nach Verkan.

Hier ist alles sehr entspannt….oder habt ihr bei Euch schon mal Gartenstühle zum Ausruhen vor dem Supermarkt gesehen…

Das ist eine erstklassige Einrichtung. Man kann schon mal die erworbenen Waren auf ihren Geschmack testen und notfalls noch ein Sixpack nachordern. So soll das sein.

Die Kirche haben wir auch besucht und waren ihrem schlichten Charme erlegen.

Anhand der Mauern konnte man erkennen, dass der jetzige Bauzustand mindestens schon Version 3.0 ist. Hier kann man noch die alten Mauern der alten Rundbögen sehen.

…und ein Blick nach oben war auch wieder sehr interessant, insbesondere die Malerei (anklicken zum Vergrößern).

Was uns allerdings verwunderte, war der Schornstein der sich aus einer etwas breiteren Friedhofsmauer erhob. War das früher üblich das Krematorium gleich neben der Kirche zu haben?

Naja, es roch hier jedenfalls gut nach frischgebratenem Hühnchen.

Dann ist uns noch etwas aufgefallen.

Erstmal ist der Frühsommer da!


Das Grün hat seine Farbe verändert und Wiesenblumen säumen den Fahrbahnrand. Damit einher geht das Verlangen nach sommerlicher Bekleidung. Auffällig ist, dass sich die Damenwelt hier kollektiv entschlossen hat mindestens 5 kg mehr zu wiegen als ihre baltischen Geschlechtsgenossinnen.

Bei den Herren kann man das schwer abschätzen. Aber auch dort hat man das Gefühl, die hätten mehr auf den Rippen.

Ich möchte nur den Erfinder oder die Erfinderin der „Bauchfrei-Mode“ mal persönlich kennen lernen, um zu fragen, was das soll?

Das hat aber auch Vorteile. Claudia und (selbst) ich fühlen uns ein wenig wie die Models aus dem Peek und Cloppenburg oder Ansons-Katalog. Da ist auch immer eine dunkelhaarige Sportliche und so ein graumelierter Schlanker dabei…denn wir fallen hier schon auf und uns wird schon hinterher geschaut (vielleicht aus Mitleid ;o)

Demnächst geben wir noch Autogramme…



Habt Ihr schonmal so eine Gehhilfe gesehen????


Zuerst hielten wir das für einen Scherz, aber davon haben wir hier mehrere gesehn...Ich stell mir das gerade bildlich vor, wie Ommi mit dem Ding hier die Hügel runterbraust




30. Juni - Einfach mal zwischendurch

Wir haben gestern emails bekommen...und zwar von einer anderen Familie, die auch durch dir Ostsee unterwegs waren oder sind.

Anke, Lena und Matthias sind letztes Jahr 12 Wochen an Schwedens Ostküste unterwegs gewesen und dieses Jahr sind sie Ihre 12 Wochen nach Göteborg, der Westküste und zurück unterwegs.

Ich habe mir gestern und heute alle Berichte durchgelesen und Anke versteht es, Euch auf ihre Reise mitzunehmen. Es braucht ein, zwei Berichte, dann ist man mit an Bord..

Besonders wenn Ihr Kinder habt, solltet Ihr mal einen Blick drauf werfen. Anke schreibt viel darüber, wie Lena ihre Zeit verbringt. Schaut bei denen mal auf die Seite. Es lohnt sich...

http://www.tuttles.de/reise

Wenn ihr bei mir rechts unter Links kuckt, könnt ihr auf den direkten Link klicken.


...und dann war da noch der "weiße Riese"...beim nächsten Sommerurlaub kauf ich mir Schuhcreme

Friday, June 29, 2007

29. Juni – grau in grau…aber WLAN

Wie Ihr vielleicht schon mitbekommen habt, konnte ich heute endlich aktualisieren. Endlich wieder WLAN.

Seit neun Stunden bin ich jetzt am Bilder rechnen, Texte schreiben, Emails beantworten, surfen und archivieren gewesen. Aber wollen wir mal nicht jammern.

Ich merke immer mehr, wie wichtig das Tagebuch für uns ist.

Mein Gedächtnis scheint sich mittlerweile nur noch daran erinnern zu können, wann durch den Schlund die letzte Mahlzeit eingeführt wurde. Andere Ereignisse werden dort nur noch sehr flüchtig verankert. Allein Heute habe ich Claudia fünfmal gefragt, wohin ich sie heute morgen geschippert habe.

Ich kann mir den Namen einfach nicht merken….wo wir gerade dabei sind… „CLAUDIA???!!! Wie heißt das hier???“

Verkan auf Korppoo. Jetzt seid Ihr schlauer, was?

Naja auf jeden Fall sind wir heute vor sieben los und waren auch schon um halb elf hier. Mit Segeln war das leider wieder nichts, weil der Wind direkt auf dem Kopf stand. Schade!

Wir sind jetzt an der Grenze zu den Alands, unserem eigentlichen Ziel. Mittlerweile sind wir so „verschärt“, dass wir uns nicht vorstellen können, dass es noch aufregender werden soll.

Diese raue natürliche Schönheit hier ist einfach überwältigend…Aber wir sind ja jedes Mal überrascht worden. Das wird wohl auch den Alands gelingen.

Der Hafen hier Verkan ist sehr servicefreundlich…wir haben für 0,86 € /l Diesel getankt und die restliche Versorgung ist auch gut. Claudia war schon in der Stadt einkaufen und jetzt drehen sich schon die ersten Waschmaschinen.

Eine Sache treibt mich hier aber zur Weißglut. Diese überbissigen, blassgesichtigen Don-Johnson-Imitate in ihren Motorbooten wissen gar nicht, wie knapp sie einem Torpedoangriff entgehen.

Der Hafen ist sehr offen, aber unmittelbar nachdem die mit ihren Booten und Böötchen den Steg verlassen haben, drehen die den Gashahn auf, dass (nicht nur) wir hier am Steg in Skrollan vom Schwell durchgeschüttelt werden, wie die Würfel im Knobelbecher. Hinterherschreien bringt ja nichts, der Motor ist ja so laut….nächstemal nehm ich ne Zwille mit…ich schwörs!

Wir haben hier Probleme, was? Aber solche Kleinigkeiten beschäftigen einen hier wirklich… Ich glaub, ich bin ganz schön bekloppt!

Achja, und dann war da noch die Horrormeldung des Tages: Unsere Liebe Vulla war für eine Woche angekündigt und heute kam die Mail, dass sie nur 1,5 Tage kann…

Das war der blanke Horror. Wir haben uns so auf sie gefreut. Sozusagen der Höhepunkt der Reise auf dem Höhepunkt des Reiseziels. Wo soll man denn für 1,5 Tage hinfahren? Das geht doch nicht.

Jetzt haben wir sie dazu gebracht eine Woche im August zu kommen. Das ist dann zwar nicht mehr Alands…aber wenigstens ist sie eine Woche bei uns…Puuh, das war ein Schreck!

28. Juni – Ich bin dann mal weg…

Nachdem wir aus unserer Totenstarre erst um die Mittagszeit erwachten, begrüßte uns ein recht sonniger aber kalter Tag. Der Wind hatte sich auf ein erträgliches Maß reduziert und wir legten Skrollan erstmal trocken.

Es gibt zwei neue Tropfstellen an den Fenstern und Claudias Erfolg beim letzten Impregnieren war, sagen wir mal so : mäßig….Den Wind hat die Kuchenbude abgehalten…größtenteils.

Das war aber auch eine Waschmaschine in der Nacht. Unglaublich!

Der Regen prasselte so ins Gesicht, dass man gar nicht die Augen aufbekam, ohne dass es wehtat.

Nun aber zurück zum Nachmittag.

Ich schnappte mir unser kleines Fjord-Boot und pullte drauflos.

Jetzt mal wieder ein wenig Werbung: Häufig werden wir angemailt und sollen Sachen empfehlen.

Normalerweise halten wir uns recht bedeckt. Aber unser robustes, zweisitziges Schlauchboot ist wirklich zu empfehlen. Es wiegt in seiner Rucksacktasche 15kg kostet bummelig 240,- Euro und alles, was man zum Benutzen braucht, ist dabei (Flickzeug, Paddel, Blasebalg). Das Packmaß ist so klein, dass wir das hier hinter den Messekojen verstauen konnten.

Zurück zum Tagesbericht…Nachdem ich außer Sichtweite von Claudia war, konnte ich mit dem Gegen-den-Wind-Pullen aufhören und ließ mich mit Wind und Strömung langsam an den kleinen Schären vorbei treiben.

Das ist richtig interessant….Seeschwalben fliegen auf und kreischen mir ihr durchdringendes Krrrieck-Krrieeck ins Ohr, Möwenjunge im grauen Flaum schauen mich unverwandt an und die Austernfischer erinnern mich wieder an die Kühe auf der Weide.

Sie stehen halt so da und eine offensichtliche Aktion ist nicht festzustellen….

Dann fliegen die Seeschwalben Scheinangriffe. Zuerst auf mich und als ich zu langweilig wurde, auf die Austernfischer. Die stört das aber auch nicht.

So aufregend ich die Seeschwalben am Anfang unseres Urlaubs fand…so nervend sind sie jetzt.

Egal, wo sie hinkommen: Sie machen Ärger und legen sich mit jedem an. Selbst die Möwen sind von diesen Nervöslingen schon angezickt.

Ich treibe an den Steinen weiter und in Lee einer größeren Schäre werde ich von einer Wolke von Kleeduft eingenebelt. Hier kann man ganz genau riechen und unterscheiden, was gerade um einen herum ist: Blaubeeren, Tannen, Moos…Elefantenköttel…Scherz beiseite…

..als ich dann nach eineinhalb Stunden wieder in Claudias Sichtfeld komme, muss ich auch wieder anfangen zu Rudern…nee, nicht nur wegen Claudia…ich muss auch wieder gegen den Wind um zu Skrollan zu kommen.

Aber das war ein richtig schöner Ausflug. Eineinhalb Stunden aus dem Sklavendasein ausgebrochen… ;o)

Der Rest des Tages war dann noch mal etwas merkwürdig.

Wir bekamen Besuch von Finnen im Ruderboot, denen wir zu dicht an ihrem Grundstück ankerten. … Mal ehrlich…wir waren weiter weg als die nächsten Häuser und den angegeben Mindestabstand hatten wir auch großzügig eingehalten… Nebenbei bemerkt, machten wir keinen Lärm und waren sowieso die ganze Zeit in der Vorschiffskoje am Lesen.

Gottseidank war ich schon im Bett, als Claudia mit denen sprach… sonst hätte ich die gleich nach deren ersten Satz versenkt.

Ich fand das ne Frechheit!



Erstmal haben sie Claudia verarscht, weil sie das "speak" von "Yes, i do speak english" verschluckte und dann war ihre Sorge, dass wir ihnen das verschrumpelte Kosackenzipfelchen wegkucken, wenn sie aus Ihrer Sauna kommen, weil wir angeblich zu dicht bei denen lagen.

Dass wir in der Nacht zuvor durch den Sturm mit Skrollan eine Ackerfurche mit unserem Anker in den Meeresgrund gepflügt hatten und deshalb 20 oder 30 m dichter an denen dran waren (ca 150m) ist denen nicht aufgefallen..

Der eine war ja ganz nett, aber der andere war echt ätzend...ich habe richtig gehört, wie Claudia Angst davor hatte, dass ich aus dem Bett komme und dem als Gastgeschenk erstmal ins Ruderboot uriniere.

Als Claudia erzählte, dass wir die Nacht wegen des Sturmes nicht geschlafen hätten und deshalb hier einen Tag länger vor Anker lägen, sagt der: Ja, aber jetzt ist doch kein Sturm mehr......

Hat er zwar recht. Aber in Hamburg hätte ihn dieserSatz trotzdem seine Jacketkronen gekostet. Wir hätten uns ja verlegt, kein Problem, nur: Was soll der Aufstand abends um halb zehn???

Aber das ist wie in Deutschland: Es können ja nicht alle so nett sein wie Ihr!


Hier führt Claudia gerade den neuen REDANDGREEN - Intimschmuck aus der Edition-Titanic vor:

27. Juni – Regen, Regen, Regen

In der Nacht begann es kräftig zu regnen und das hörte auch nicht auf. Wir entschlossen uns in der Bucht zu bleiben.

Bis Nachmittags Claudia zu mir sagte: „Du, die Felsen bewegen sich auf uns zu…!“

…ich hatte die Kamera schon im Anschlag und wollte diese Bewegung für die Nachwelt festhalten, musste aber feststellen, dass wir es waren, die sich auf die Felsen zubewegten.

Der Wind hatte um 180 Grad gedreht und da wir uns aufgrund des Starkwinds aus Nord-Nord-Ost sehr dicht an den Fels gekuschelt hatten, reichte der Schwoi-Kreis (Wie schreibt man das??) nicht aus.

Also entschlossen wir uns kurzerhand doch noch ein paar Meilen zu segeln.

Als wir freien Blick auf’s Wattenmeer hatten, stellten wir fest, dass die Sicht nicht bis zur nächsten Insel reichte.


Also wieder umdrehen und neuen Ankerplatz suchen.

Für mich ist das immer eine große Freude. den gerade weggeräumten Anker aus der Bilge, die Kette aus der Backskiste holen, beides verbinden und Hand über Hand den Anker absenken. Nun ist das gute Stück etwas schwerer als gewöhnlich, weil da in der Spitze bestimmt zwei Tetrapacks Blei eingegossen wurden. Wie sich herausstellte ist das auch sehr sinnvoll.

Wir fuhren den Anker kräftig ein und waren gegen den Südwind gut geschützt…nur nach Westen ein wenig offen. Aber so doll wird es ja nicht wehen.

…Na? Was meint Ihr?

…Ihr habt recht! Mit Weissagen können wir wirklich kein Geld verdienen. Der Wind drehte auf West und vor allem drehte er mächtig auf.

Wir lagen in einer recht geschützten Ankerbucht und trotzdem war der Rodeo-Automat ab 22.00 Uhr angestellt. Der Wind blies mit konstant sieben Windstärken und hatte auch noch ein paar Böen mitgebracht.

Der Anker hielt…aber nicht der Untergrund und so fanden wir uns am Morgen ein paar Meter weiter östlich wieder. Aber das war für uns nicht so schlimm. Wir hatten noch einen Sicherheitsabstand zu den flachen Stellen gelassen.

Claudia hatte freiwillig Ankerwache geschoben. Nicht dass das notwendig gewesen wäre, aber sie konnte bei dem Geschüttel, dem brüllenden Wind und dem prasselnden Regen einfach nicht schlafen.

Um 08.00 Uhr wurde es dann weniger und wir entschieden auch den restlichen (morgigen) Tag in der Bucht zu bleiben, weil wir ein kleines (oder auch größeres) Schlafdefizit aufzuholen hatten.

26.Juni von Kejserhamnen nach Brännskär und von dort nach Ytterstholm

Heute war der Tag der Premieren. Premiere Nr.1: Ich (Claudia) bin heute 36 Jahre alt geworden – so alt wird kein Schwein!!!

Ich gehe nun also langsam auf die 40 zu: Die ersten grauen Haare sind auf meinem Kopf zu finden und so schnell wie mit 20 kann ich auch nicht mehr laufen….

aber jetzt mal ernsthaft: Mit 36 fühle ich mich nicht gerade großartig anders als mit 35 und so ein Sabbatjahr lässt Körper und Geist nicht gerade altern!

Als ich heute aufgewacht bin, schien die Sonne, wie es sich an so nem Geburtstag ja schließlich gehört. Dann bin ich von Volker mit Frühstück verwöhnt worden und wir starteten unseren Tag mit dem festen Vorsatz, so viel wie möglich zu segeln. Also abgelegt und gleich die Segel in die Höhe ….und wir machen tatsächlich etwas Fahrt.

Nach ca. fünf Minuten schlief der Wind dann aber vollends ein und unsere Logge näherte sich bedenklich den 0 Knoten. Also bemühten wir dann doch erst einmal den Motor, den wir dann auch bis zum Erreichen der Ankerbucht auch nicht wieder ausstellten – schade, aber zur Unterstützung haben wir auch Groß und Genua gesetzt, diesen psychologischen Trick haben wir in den letzten Monaten gelernt….so sehen wir wenigstens aus wie ein Segelboot!!!

Am frühen Nachmittag haben wir dann die von uns avisierte Ankerbucht erreicht und ließen dort den Anker fallen.

Die Bucht war einfach traumhaft und wir kamen uns mit Skrollan ein wenig so vor wie bei „Ferien auf Saltkrokan“.

Und so kommen wir zur nächsten Premiere: Unser Schlauchboot durfte das Licht der Welt erblicken.

Zum ersten mal überhaupt haben wir es aufgepumpt und zu Wasser gelassen. Was soll ich sagen: Es schwimmt!!! Und so konnten wir ein wenig herumpaddeln und die uns umgebenden Schären erkunden. Ich fühlte mich stark zurückversetzt in meine Kindheit, als wir Urlaub auf der finnischen Schäre Biskopsö machten.

Nur, und da merkt man dann doch das fortschreitenden Alter, habe ich mich nicht getraut, auf den Felsen so herumzukraxeln wie damals, obwohl mir das schon in den Fingern juckte.

Ich dachte dann aber an das Bild wie ich samt Kamera und Rettungsweste in die Ostsee plumpsen würde und habe dann einen kleineren Felsen zum Klettern genommen…

Übrigens hatte ich ja eigentlich den festen Willen, die Kindheitsferieninsel Biskopsö anzulaufen und war ganz euphorisch als ich bei der Törnvorbereitung auf eine Insel dieses Namens stieß.

Ich musste aber feststellen, dass es hier in den finnischen Schären an jeder dritten Ecke eine Insel gibt, die diesen Namen trägt – so wird das wohl ein schwieriges Unterfangen…zurück zu den Premieren:

Ich habe angebadet!!!

Wer schon einmal mit mir an der Ostsee war, der weiß dass ich eigentlich nur ins Wasser gehe, wenn mir wirklich heiss ist und bis mir heiss ist, das dauert! In der Bucht von Brännskär sah das Wasser allerdings so verlockend aus, dass ich kurzerhand hineingestiegen bin: Herrlich!!!

Am Abend erfolgte dann so etwas wie die Vertreibung aus dem Paradies. Der finnische Wetterbericht kündigte für die Nacht Starkwind aus Nordost an.

Da unsere einsame Ankerbucht nach Norden und Nordosten völlig ungeschützt war, musste Volker dann noch einmal etwas für seine Armmuskulatur tun und den Anker nach oben holen.

Wir fanden in der Karte eine passende Ankerbucht, die übrigens auch sehr schön war, und fuhren unseren Anker dort erneut ein.

Wenn ich es mir recht überlege, ist das auch eine Premiere, dass wir an einem Tag zwei verschiedene Ankerbuchten ausprobiert haben…-)

25.Juni – Wie das öffentlich-rechtliche Fernsehprogramm…

…Ja,ja…ich weiß!...ich schreib das fast in jeden Tagesbericht: Kommt hierher und chartert Euch ein Boot. Das Segeln und die Gegend sind hier einfach unbeschreiblich schön.

Aber ich wiederhol das gern noch mal: Kein Strom, keine Welle, auch bei 10 m/s Wind entspanntes Segeln, tolle Ankerbuchten, freundliche Menschen, abwechslungsreiche Landschaft, angenehme Restaurants…

…von denen ich Euch heute eines vorstellen will.

Natürlich sind wir nicht von allein drauf gestoßen. Marjanna und Marko haben uns den Tipp gegeben.

Also erstmal ist der Hafen Keysarhamnen (59 57,68 N und 022 21,77 E) mal wieder gut geschützt und man kann auch in der Ankerbucht preisgünstig liegen, so man den nicht zu faul ist (wie ich) das Schlauchboot aufzupumpen.

Die Insel heißt Högsara und etwa einen Kilometer (für Seglerfüße: ein Tagesmarsch ;o) vom Hafen entfernt,

in wunderbar gelegener Landschaft,

liegt ein kleines Dorf.

Dort findet man gleich neben dem alten Mercedes-Feuerwehrwagen

das Café „Farmors“.

Es gibt drei warme Gerichte, eine gute Auswahl an selbst gemachten Torten, leckeren Kaffee und alle Gegenstände, die man in dem liebevoll eingerichteten Haus sieht, kann man kaufen…Nein, meine Herren…nicht was sie wieder denken: Die überaus freundliche und attraktive Inhaberin mittleren Alters gehört nicht dazu.

Draußen nimmt man auf gemütlichem Gartenmobilar Platz und Kinder können auf der nahe gelegenen (von Mutti von jedem Platz einsehbaren) Wiese Fussball spielen oder die Ziegen streicheln. Alternativ können sie sich in dem (von Mutti von jedem Platz einsehbaren ;o) Sandberg mit den vielen dort liegenden Spielsachen beschäftigen.

Man geht einfach in das Haus, nimmt sich seinen Kuchen oder Eis und geht an die Kasse zum bezahlen. Das warme Essen bestellt man auch dort und kann sich erstmal an dem leckeren Brot und dem frischen Salat vorsättigen.

Das Essen war einfach lecker. Das lag vor allem daran, dass die Zutaten aus den Gemüsen der Saison bestanden und frisch, mit Pfiff und mit Sorgfalt zubereitet waren.

Natriummonoglutamat scheint hier ein Fremdwort zu sein. In der offenen Küche gab es jedenfalls keine auffälligen Plastikdosen zu sehen. Gut so!

Der Tag verlief sonst sehr entspannt bei Sonnenschein mit einer steifen Brise aus WNW, die uns erst auf den letzten 5 Seemeilen segeln ließ.

Aus Faulheit zogen wir nur die Genua raus und am Wind schoben wir mit fast sechs Knoten dahin. Das war richtig schön. Der Segler hinter uns, kämpfte sich mit seinen riesigen halbgerefften Lappen ab, die er zum Großteil aus dem Wind nehmen musste. Mit lustig flatternden Segeln legte sich das Boot in den Böen auf die Backe… scheint die Sonne auf das Schwert…macht der Segler was verkehrt….Aber vielleicht fehlt uns da auch nur der sportliche Ehrgeiz.

Nach einer halben Stunde hatte er die 200m zu uns mit seiner 34 Fuß Yacht jedenfalls aufgeholt…höhöhö!


unsere Aussicht aus dem Cockpit

24. Juni – these shoes are made für walking…

Unser Besuch in Hankö lief insgesamt unter dem Motto: Wir können auch anders!

Erstmal wurden wir, wie berichtet, von der Schlingensief-Interpretation eines Midsommerfestes überrascht und dann konnten wir keine Lebensmittel einkaufen, weil Feiertage waren…

Alles in allem nichts schlimmes, es bringt aber die Planung durcheinander.

Dass wir wegen der geschlossenen Geschäfte verwundert waren, liegt daran, dass wir seit verlassen Deutschlands solche Einrichtungen, wie Sonn- und Feiertage ohne Einkauf nicht mehr erlebt haben.

Nun muss man aber sagen, dass seit verlassen Deutschlands eine komplett andere Unternehmerphilosophie festzustellen ist. Während in Deutschland der „Verkäufer“ oder „Arbeitskollege“ aussterbende Spezies sind, haben wir in allen anderen Ländern immer umfangreiche Personalausstattungen erleben dürfen (nicht nur bei der Bordercontrol ;o).

Auch hier in Hankö war am Sonntag ab 12.00 Uhr ein Supermarkt geöffnet. Und so schleppten wir unsere Schärenverpflegung und diversen Tüten und Säcke zu Skrollan.

Trotzdem schafften wir den Absprung um 14.00 Uhr und erlebten einen wunderbaren Segeltag, der in einer etwas überstürzt aufgesuchten Ankerbucht gemütlich abgeschlossen wurde. Wir wurden am Spätnachmittag wieder von Seenebel überrascht, der sich von drei Seiten auf uns zu bewegte.


Das ist wirklich unheimlich, wenn um einen herum langsam die Umwelt aufgesogen wird und man nur noch auf eine weiße Wand starrt.

Ankerbuchten gibt es hier aber zu hauf und daher ist das auch kein Problem, sich dem Nebel zu entziehen.

Dann haben uns die Fische gefoppt. Um Skrollan herum sprangen wirklich große Brocken aus dem Wasser (Wir haben die Vermutung, dass es sich um die Nachkommen der Ausbrecherkönige der nahe gelegenen Lachsfarm handelte) . Meine Angel war aber wieder in der Lage, jeden Fisch zu vertreiben.

...nochmal 18. Juni

..Tja, wir mussten das für Marko und Marjann ein wenig spannend machen und durften denen doch nicht erzählen, dass wir für sie auf Trollholmen eine kleine Schnitzeljagd für sie veranstaltet haben. Deshalb kommt jetzt, wo sie auf Trollholmen und hoffentlich verheiratet sind, der richtige Tagesbericht vom 18. Juni.


18. Juni – von wegen Regen…

Wir hatten akzeptables Wetter. Am Anfang nieselte es ein wenig. Aber dann wurde es immer besser. Bis am Nachmittag richtig die Sonne herauskam.

Entschuldigt, dass wir Euch anflunkern mussten. Aber wir durften doch nicht erzählen, dass wir auf Marjannas Schäre gefahren sind, um ein Geschenk für Marjanna und Marko zu verstecken. Dafür habt Ihr doch Verständnis, oder? Jetzt werden sie das Geschenk wohl gefunden haben, also kann auch der richtige Tagesbericht hier erscheinen.

Eine Schäre mit nem Holzhaus drauf hat schon was. Ich genieße es gerade sehr windgeschützt auf der Terrasse zu sitzen und auf die anderen Schären zu blicken.

Interessant ist, dass alle nichtnatürlichen Geräusche auffälliger sind, als zu Hause.

Bei uns zu Hause fahren pausenlos Autos und Züge vorbei. Da fällt das eine oder andere Geräusch gar nicht mehr auf. Wenn hier einer in 100m Entfernung ein Glas etwas fester auf den Holztisch stellt, dann grenzt das schon an Ruhestörung. Ich glaube, der Mensch an sich ist schon ganz schön bekloppt.

Ich weiß nicht, ob ich das schon geschrieben habe: Aber hier mit dem Boot durch die Gegend zu schippern, ist klasse. Es ist abwechslungsreich, sicher und die Aussichten, die sich einem bieten sind wunderschön.

Wir haben schon einige Charteryachten durch dieses Revier fahren sehen. Ich denke, es lohnt sich. Der globalen Erderwärmung zum Trotz, sind die Flüge nach Helsinki mit den Billigfluglinien auch kaum teurer, als eine Taxifahrt vom Kiez nach Haus.

So! Da wir an den Zugriffen erkennen, dass Ihr ganz schöne Banausen seid und meine wertvollen Buchkritiken kaum eines Blickes würdigt, bin ich gezwungen, diese Kritiken in die Tagesberichte einfließen zu lassen.

Heute:

Einarmsegeln mit Millie von James Hamilton-Paterson

Hochgelobt und vielgepriesen! Wie Ihr wisst, sollte man da schon immer etwas misstrauisch sein. Das gilt auch bei diesem Buch.

Kurze Inhaltsangabe: Ein midlife-crisender homophiler Ghostwriter (der Ich-Erzähler) soll für eine durchgeknallte, einarmige Weltumseglerin ihre Biografie schreiben, versucht dabei, sie kräftig auf den Arm zu nehmen, um dadurch dem Folgeauftrag aus dem Weg zu gehen.

Der Autor kann es nicht lassen, ununterbrochen mit seiner Bildung zu protzen. Das ist so ermüdend. Ab und zu überrascht er mit wirklich witzigen Formulierungen. Aber die einzigen wirklichen Höhepunkte des Buches sind die Probleme des Erzählers mit seiner Verdauung. Den geplanten Höhepunkt der Geschichte „verkackt“ der Autor, indem ihm auf den letzten Seiten nichts mehr einfällt und die Handlungstränge wegdämmern lässt.

…aber ich sag ja, wenn man auf dem Klappentext schon schreiben muss, das es sich um einen Oxford-Absolventen und Mitglied der Royal Geographical Society, renommierten Journalist usw…handelt, dann kann das nur in die Hose gehen. Wobei „Seestücke“ fand ich von ihm sehr gelungen…

…und jetzt zieht Euch warm an. Ich habe noch ungefähr 15 Buchkritiken nachzuliefern. Das wird kein Spaß für Euch!


...und noch ein paar Bilder

Waschtag

...anbaden

mein lieber Schwan


Scherenschnitt mit Skrollan


Skrollan

Saturday, June 23, 2007

23. Juni – Wir warten auf’s Christkind

Was waren wir aufgeregt.

Heute sollte der erste Live-Kontakt mit uns bekannten Individuen aus dem fernen Hamburg stattfinden.

Heute Morgen musste ich erstmal den Kaffee verweigern, weil eine weitere Erhöhung der Herzfrequenz und des Blutdrucks dem Allgemeinbefinden nicht zuträglich gewesen wäre.

Und kurz vor zwölf war es soweit.

Schon von Ferne habe ich sie gesehen und mir auf dem Boot die Arme abgewunken. Aber außer den verstörten Gesichtern meiner finnischen Bootsnachbarn habe ich keine Reaktion erhalten.

Ok, dann auf den Steg gesprungen, sich vorher noch mal kräftig die Zehen an der Belegklampe eingeschlagen und Marjanna und Marko entgegengestürmt.

Dann haben sie mich gesehen und haben sich sogar gefreut!

Man, war das schön die Beiden zu sehen!

Wir waren so richtig aus dem Häuschen und Mitbringsel hatten sie auch noch dabei.

Jan hatte ein CARE-Paket an die beiden mit Brennern, Buch und anderen sehr, sehr nützlichen Dingen geschickt und die beiden vom M & M – Worldwide Express haben die Sachen sicher zugestellt.

Dann bekamen wir noch Bücher, Medikamente, die gewünschten Spiegel und als Super-Sonder-Überraschung endlich ein wenig Kultur an Bord: ASTRA in der guten Halbliter-Pokal-Edition. War das schön!

Dann waren wir nett essen und noch spazieren. Ich hätte den ganzen Tag zuhören und sabbeln können. Aber die beiden hatten einen weiteren Auslieferungsauftrag in Lovisa auf der anderen Seite von Helsinki.

Vielen Dank für diesen schönen Tag an Euch beide und vielen Dank an Dich, lieber Jan, für Deine großartige Hilfe!

Wir sind unglaublich stolz so liebe und hilfsbereite Freunde zu haben! Dankeschön!

Hier noch ein Foto der neuen Serienhelden von ProSieben:

Schäre in Gefahr – SK 14.12 - die Umweltpolizei

Und das haben sie sich da angeschaut:


Rudi’s Reste-Rampe – der Rest vom Schützenfest

22. Juni (Nachtrag) – Zwei Naivlinge in Hankö

Wir sind ja sooooooo naiv!

Mittsommernachtsfeierlichkeiten in Finnland – Wie stellt sich das der gewöhnliche deutsche Tourist vor?

Da spielen Trachtengruppen mit Holzbläsern und Handrasseln zum Tanz auf und knackige Burschen in Fischerhemden springen durch ein Feuerrad. Abends wird noch die eine oder andere Hexe verbrannt

Denkste, Puppe!!!

Wir kamen hier gegen 11.00 Uhr an. Schon um diese Uhrzeit wurden wir von Horden mit Minibars in Plastiktüten begrüßt. Unsere Testläufe um 14.00 und 17.00 Uhr bestätigten den ersten Eindruck. Der gesamte Hafenbereich wurde mit tausenden von Jugendlichen und deren Zaubertrankbehältern überschwemmt.

Als wir noch mal um 22.00 unsere letzte Streife drehten, kam ich aus dem Staunen nicht mehr heraus.

Wir badeten in einem Meer von ca fünf bis sieben tausend zumeist Jugendlichen, die, bis auf einen zu vernachlässigenden Prozentsatz (also weniger Prozentpunkte als die FDP), lattenstramm waren.

Wer jetzt glaubt, es handelte sich dabei ausschließlich um männliche Spezies, der irrt.

Die Emanzipation ist hier weiter fortgeschritten und so wird hier Hand in Hand taktisch gekotzt, um sich danach gemeinsam dem nächstbesten Leberschädiger zu widmen.

Das dürfte auch der Grund sein, dass wir hier trotz der hormongeschwängerten Atmosphäre keine nach außen getragenen Aggressivitäten feststellen konnten.

Man hätte meinen können, diese Feierlichkeit lief unter dem Motto „Saufen für den Weltfrieden“.

Die zahlreich angetrunkenen Damen haben die Situation hier eindeutig entschärft.

Sobald jemand zumeist männliches aus der Rolle fiel, war ein Mädel da, das mit Liebesentzug drohte. Und das wirkte. Also die moderne Version von „Lysistrata“.

So wurde in jeder Grünanlage gezeltet und gegrillt. Die Leichen wurden liebevoll von ihren Genossen versorgt und in den zahlreich bereitstehenden Autos zur Ausnüchterung abgelegt.

Um 24.00 Uhr war der kollektive Alkoholmissbrauch auf der Straße wie abgeblasen und nur in und um die Clubs und Kneipen wurde weitergefeiert.

Das gaben wir uns dann nicht mehr, weil die hier einen uneinholbaren Vorsprung hatten.

Aber beeindruckend war das schon, mit anzusehen, wie so viele Menschen sich friedlich einen auf die Lampe gießen.

Interessant ist auch, mit welcher Musik hier auch von Teenagern gefeiert wird. Da hört man Midnight Oil oder Pearl Jam aus dem Ghetto-Blaster. Die angesagteste Feier hier um den Hafen spielte eben gerade noch die Originalversion von „99 Luftballons“, zuvor Kinder-Michael mit „they don’t really care about us“ und jetzt Madonna mit „Like a prayer“.

…und die Party-People toben!

…Claudia schläft….ich glaub, ich geh noch mal los…vielleicht geht da ja noch was! ;o)

…ich verabschiede mich mit einem „Volare!“ von den Gipsy Kings!

Friday, June 22, 2007

22. Juni – Früher Vogel fängt den Wurm…

Nachdem wir gestern ausschließlich gepusselt und gelesen haben, wollten wir heute gaaanz früh Richtung Hankö aufbrechen.


Das ist uns dann auch gelungen.


Ich bin diese ewigen Wiederholungen langsam leid. Aber dieses Revier ist einfach traumhaft.


Hier ist für jeden was dabei. Wer Lust auf Action hat, fährt raus aus den Schären und wer entspannt ohne Welle in abwechslungsreicher Umgebung segeln will, fährt, wie wir, Kreise um die Schären.

Wer ankern will, findet immer tolle Ankerbuchten. Wer in einen Hafen will, findet in nächster Nähe immer einen Hafen.


Ich denke wirklich, das ist hier das perfekte Segel-Revier. Insbesondere, weil die finnischen Seekarten in Ihrer Ringbuchversion einfach erstklassig sind.


Heute Morgen waren wir leider zu überrascht, um schnell die Kamera zu zücken. Wir wurden nämlich von einem großen (unfreiwillig) fliegenden Fisch überholt. Ein Greifvogel hatte sich einen Fisch gegriffen, der fast halb so lang war, wie der Greifvogel selbst und flog damit an uns vorbei.


Nebenbei wurde der Greif noch von einer Möwe genervt, die laut kreischend (Meins! Meins! Meins! ;o) Angriffe auf das Vogel-Fisch-Gespann flog.


Das ist hier alles ganz schön aufregend.


Um sieben wurden wir dann bei bestem Segelwind von einer Nebelbank überrascht.

Das ist hier mitten in den Steinen nicht besonders witzig und wir mussten sehr vorsichtig navigieren. Aber der Nebel ging so schnell, wie er gekommen war und Claudia pilotierte Skrollan im Alleingang nach Hankö, während ich noch mal den korrekten Sitz der Bettwäsche kontrollierte.


Jetzt machen wir uns auf die Suche nach einem memorystickfähigen Internetanschluß, um Euch wieder mit spannenden Nachrichten aus der Welt der Steine zu versorgen…


Achja: Ihr Banausen! Ihr wolltet wohl wieder drum herumkommen, was?


Aber nicht mit mir:


Hier die nächste Buchbesprechung:


Nordermoor – Arnaldur Indridason

Für mich einer der besten Krimiautoren, die zur Zeit die Tastatur quälen. Für die Krimis dieses Autors gilt, dass die Morde, die Kommissar Erlendur aufzuklären hat, stets ungewöhnlich arrangiert sind und die Aufklärung interessante, gut konstruierte Wege geht. Da ist alles logisch aufgebaut und nichts ist an den Haaren herbeigezogen. Die Halbwertszeit dieses Buches betrug bei mir exakt einen Tag.



20. Juni – Morgens halb fünf vor Horsholmen…

Das Unangenehme am Älterwerden ist der zunehmende Harndrang (insbesondere, wenn man sich vor dem Zubettgehen noch einen Liter Wasser einfüllt). Wenn man den verstärkten Harndrang mit der praesenilen Bettflucht kombinieren kann, ist das dann gar nicht mehr so schlimm.


Man kann es sogar zum Höhepunkt machen, wenn man auf den Weg zum Urinal die Kamera nicht vergisst…

Was lernt ihr daraus? Morgens beim Pinkeln immer schön die Kamera mitnehmen…weil das Licht so schön ist ;o)


Den Rest des Tages bewegten wir uns gemächlich nach Sommarö, weil es da gemäß Werbeversprechen WLAN haben soll.


Es hat auch Netz. Nur der Administrator hat das (noch) nicht für Externe frei geschaltet und befindet sich in Helsinki. So konnte ich nur kurz vom (Büro)Stuhl des Chefs ins Netz schauen.


Die Fahrt hierher war wieder richtig schön. Das Gesehene entsprechend zu fotografieren ist nicht möglich. Denn der Charme dieser Gegend, ist die Spannung, welche Perspektive sich wohl hinter der nächsten Huk öffnen wird.


Mit jeder Positionsveränderung verändert sich auch die Landschaft, weil ein Blick in eine neue Bucht, auf ein verstecktes Häuschen, eine neue Insel preisgegeben wird. Das kann man nicht fotografieren. Und wenn man das tut, sieht das ziemlich langweilig aus. Rotes Haus im Nadelwald auf Steinblock...soso.



Mit offenen Augen hier durchzufahren ist dafür umso spannender.


Für Familien mit Kindern muss das hier das Paradies sein. Kescher und Schlauchboot in die Hand gedrückt und bis zum Dunkelwerden sollte man seine Ruhe haben…und da das hier eigentlich gar nicht dunkel wird, hat man sehr viel Ruhe ;o)


In 2000 bin ich hier schon einmal mit der „Bisschop van Arkel“ durchgeknattert. Damals fand ich die finnischen Schären wenig interessant.


Wir haben jetzt auch die Ursache dafür herausgefunden. Das Wetter war damals bescheiden und bei schlechtem Wetter, werden hier alle Farben geschluckt.


Da gibt es dann nur noch die Schattierungen in grau, braun, dunkelgrün. Alle Farbklekse, wie Heide und die schönen Häuser gehen im Grau unter, wenn die Sonne sie nicht anstrahlt. Das muss man auch erstmal wissen.


Der Hafen Sommarö ist ganz nett. Die Leute hier sind recht bemüht. Bei richtigem Wind (ab 5) aus NW – W möchte ich hier aber nicht liegen, da der Hafen zu dieser Seite völlig ungeschützt ist.



Außerdem haben die Schwimmpontons fiese Kanten und Trägerenden, auf die man dann getrieben wird, wenn die Heckboje oder der daran geknotete Festmacher den Geist aufgibt.


Dann noch etwas:


Um hier überhaupt etwas Schlaf zu bekommen, sollte man dazu übergehen dem Biorhythmus ein wenig auf die Sprünge zu helfen.


Dazu gehört beim Zubettgehen das Abdecken der Augen mit einem blickdichten Textil.


Handtuch und T-Shirt sind einfach zu groß, da erleidet man innerhalb kürzester Zeit Erstickungsanfälle, insbesondere wenn die Partnerin noch ein Kissen oben drauf drückt.


Bei mir haben sich die guten TCM-Unterhosen-Shorts der Größe 6 in schwarz bewährt….tja…mit nem Stringtanga müsste ich schon ganz schön die Augen zukneifen, damit der noch was abdeckt…. ;o)


19. Juni – Ankern ist gar nicht so schlecht

Wir haben gerade festgestellt, dass das die fünfte Nacht ohne Hafengebühr ist. Da sagt Claudia zu mir: „Ankern ist gar nicht so schlecht, da sind keine Idioten um einen herum…!“


Ich schau sie an. Sie schaut mich an. „ok, nicht so viele wenigstens…“


Now to something completely different…


Manche Finnen müssen denken, wir Deutschen sind son büschen auf den Kopf gefallen.


Da wird mit Hebel auf den Tisch unter Segeln gemotort, was das Zeug hält und 100 m bevor sie uns eingeholt haben, wird der Motor ausgemacht und dann dauert das zwei Stunden, bis sie uns überholen…Ja, glauben die, wir sind schwerhörig???


Natürlich bekommt man am Anfang hektische Flecken, wenn man am Horizont eine Vindö 40 in Brassfahrt aufkommen sieht. Da wird an den Segeln von Skrollan gezuppelt und notfalls noch ins Segel gepustet. Aber spätestens, wenn man im Fernglas erkennen kann, dass das Vorsegel von der Vindö manchmal einfällt und die trotzdem noch schneller sind, beginnt man sich schon zu wundern.


Aber alles, was recht ist: Höflich sind die hier! Egal ob Motor- oder Segelboot, da wird immer ordentlich gegrüßt.


Das ist hier ein richtiges Bootsparadies. Die Mobos fliegen an einem im Affenzahn vorbei. Und als Segler hast Du fast keine Welle…also keine Welle vom Wind, versteht sich. Perfekt!


Unser Führer (Küstenhandbuch von Jörn Heinrich), der uns leider in Hankö verlässt, merkte ja auch an, dass die Schären ein ausgezeichnetes Revier für weniger erfahrene Crews ist. Dem können wir nur zustimmen.


Selbst heute, als wir uns eine längere Zeit außerhalb der ausgetonnten Fahrwasser aufhielten, hatten wir aufgrund der detaillierten Karten nie Probleme, den richtigen Weg zu finden. Man braucht halt nur ein wenig Geduld und gewissenhafte Kartenarbeit.

…und dann erwartet einen ein idyllischer Ankerplatz…schaut Euch das Bild von morgen früh an.



So Mädels! Und jetzt, wie angekündigt, noch ein wenig Kultur:


Mister Aufziehvogel von Haruki Murakami

Kurze Inhaltsangabe:


Einem arbeitslosen Rechtsanwalt in Japan läuft unter anderem die Ehefrau weg. Das Buch erzählt die mysteriöse und wundersame Geschichte, wie er sie dazu bringt, wieder mit ihm zusammen zu leben.


Gaaaanz großes Kino. Ich habe die über siebenhundert Seiten gierig verschlungen. Der Stil ist großartig und obwohl die Geschichte so dahin treibt, ist jede Seite unglaublich spannend. Mehr kann ich dazu nicht schreiben, weil die Ideen, die in diesem Buch stecken, so abgefahren sind, dass man sie in der Kürze nicht beschreiben kann. Dieses Buch muss gekauft (oder bei mir ausgeliehen) werden.