Zum Abschied waren wir heute ein letztes Mal im Restaurant des Kalev Yachtclubs. Der Abend war lauschig und Essen und Getränke waren lecker.
Leider habe ich mich wieder über mich selbst geärgert. Da ich (wie die meisten anderen Gäste auch) den Blick nicht von einer ca. zehnköpfigen männlichen Reisegruppe aus Nokialand wenden konnte.
Zunächst fielen sie nur durch den hastigen Genuss zahlreicher alkoholischer Getränke auf. Doch als dann ein weiterer junger Mann mit zwei ausgesucht schönen (eine blond, eine rot) Frauen auf der Bildfläche erschien, da kochte es in mir.
Die Frauen wurden strategisch am Tisch verteilt und sofort wurden sie von allen Seiten angegrabbelt.
Ich glaube, ich habe noch nie jemanden so respektlos mit Menschen umgehen sehen….und noch nie jemanden sich so respektlos behandeln lassen. Es gehören halt immer (mindestens) zwei dazu.
Kein Moment verging, an dem nicht irgendeiner von den (zu allem Überfluss auch noch ausgesucht unattraktiven und genpoolbeschränkten) Weißbroten versuchte ein Knie, einen Oberschenkel, den Hals, die Taille oder den Bauch der Frauen zu betatschen.
Ich glaube, das haben sich die Frauen anders vorgestellt. Die waren nämlich dem Restaurantambiente passend gekleidet und hätten auch auf einer Cocktailparty mit ihren schönen Kleidern Aufsehen erregt.
Warum die sich die porentiefe körperliche Untersuchung haben gefallen lassen, überlasse ich jetzt Eurer Fantasie.
Es ist zu erwarten, dass dieselben zehn Würmer, die hier auf dicke Hose machen, zu Hause ganz brav und unauffällig bei Mutti das Geschirr spülen. Eklig!
Kommen wir jetzt zum angenehmen Teil:
Unsere Tallinnbesichtigung.
Nachdem wir in dem gut sortierten, nahe gelegenen Supermarkt alles für die weitere Reise ergänzt hatten, wurden wir durch große Geschäftigkeit im Yachthafen überrascht.
So wie es bei uns Mittwochsregatten gibt, werden diese hier wohl am Samstag durchgeführt.
Und hier geht das richtig sportlich zu. Aus der Box wird mit den teilweise 40 Fuß großen Booten unter Segeln wie beim Autorennen in Le Mans gestartet. Da wurden die Vorsegel und das Groß hochgerissen und sofort inklusive Bums um Positionen gekämpft. Wir waren so perplex, dass wir erst nachdem die Segel oben waren, unsere Kameras benutzten.
Schaut Euch mal die Boote und die Segel an. Die eine X-99 gehört hier zu den älteren und kleiner Modellen. Auf die Foliensegel brauche ich wohl nicht extra hinzuweisen. Kurz vorher starteten noch ca dreissig Optis und bestimmt zwanzig 470er, die hier immer vorrätig gehalten werden.
Danach starteten wir mit einem der häufig verkehrenden Linienbusse (1, 1a, 8, 34, 34a) in die Innenstadt.
Tickets kauft man sich besser in einem der Kioske (entweder im Spa-Hotel oder an der großen Busstation direkt 150m vom Yachthafen entfernt), da sie dort günstiger sind.
Von Pirita nach Tallin sind es ca 6 km, die der Bus entlang der Promenade zurücklegt. Die Promenade besteht aus einem exzellent asphaltierten kombinierten Fahrrad und Fußgängerweg, der auch durch Inline-Skater intensiv genutzt wird.
Der Bus hält direkt an der Altstadt und wir folgten erstmal einer jungen Dame in ein riesiges Einkaufszentrum.
Wenn ich dran denke, was für ein Film bei der Eröffnung der Europapassage in Hamburg gedreht wurde, kann ich nur mit dem Kopf schütteln. In diesem schönen und gut besuchten Einkaufszentrum über vier oder fünf Etagen habe ich vollständig die Orientierung verloren. Aber zum Schuhe- und Übertragungskabelkaufen hatte es noch gereicht.
Dann eroberten wir die Altstadt von Tallinn.
Schön ist es da. Schaut es Euch an. Auf den Hauptstraßen sind natürlich viele, viele Menschen unterwegs. Aber nur ein zwei Straßen weiter kann man sich die malerischen Gässchen anschauen. Trotz der unzähligen Touristen findet man immer einen netten Platz in einem der zahlreichen Cafés und kann von da aus das geschäftige Treiben beobachten
Auf dem Marktplatz wurde estnische Folklore aufgespielt. Das gefiel selbst mir Banausen, weil die Musik äußerst mitreißend war.
Wir saßen dann in einem Café und ich traute meinen Ohren kaum. In der Schule wurde ich von unserem Musiklehrer mit diversen Variationen von Musikstücken gequält.
Als ich aber gestern „die Sauerkrautpolka“, die bei uns noch Chris Howland und sang, auf estnisch-folkloristisch hörte, war ich ob dieser Variation sprachlos.
(Nachtrag vom 13.Juni: Das war nicht Chris Howland. Das war Gus Backus...und kuckt Euch mal die Hammer-fan-page und die abgedrehten Plattencover an Gus_Backus-Fanpage)
Ich sang den Deutschen Text mit, und tatsächlich…
ich hatte mich nicht verhört…
“Iiiiiiich esse gerne Sauerkraut
und tanze gerne Polka
Und meine Frau die Edeltraut,
die denkt genau, wie ich
Sie kocht und isst viel Sauerkraut
und tanzt die beste Polka
Darum ist auch die Edeltraut
die beste Frau für mich….“
Die Finnen vom Nachbartisch kuckten etwas schräg. Das kann aber auch daran gelegen haben, dass die um 14.00 Uhr schon wieder offensichtlich voll waren.
Sorry, dass ich hier so ein Bild von unseren nordischen Nachbarn vermittele. Aber hier in Tallinn benimmt sich ein Großteil von denen, als wären die im Ballermann auf Mallorca.
Der Unterschied ist: Der Ballermann auf Mallorca ist ursprünglich eine öffentliche Toilette mit Kiosk direkt am Strand.
Wir sind hier in der historischen Innenstadt von Tallinn, die aufgrund ihrer Einzigartigkeit zum Weltkulturerbe erklärt wurde.
Wer jetzt glaubt, ich spreche hier ausschließlich von Jugendlichen, die sich daneben benehmen, der irrt.
Direkt neben mir im Café ist ein Herr um die sechzig, beim Versuch seine angesoffene Reisegruppe zu fotografieren fast über eine Ballustrade gefallen. Auf dem Aussichtspunkt oben auf der Burg werden die Inhalte von Duty-Free Plastiktüten von einer Familie gelenzt und der Müll dann liegen gelassen.
Aber der Este an sich ist geduldig und pausenlos sind Reinigungskräfte zu sehen, die sich des Problems annehmen.
Wohin die tollen finnischen Vorbilder führen, konnten wir dann auf der Rückfahrt im Bus sehen. Estnische Jugendliche trinken sich ihre Alcopops im Bus und prollen genau so herum, wie ihre finnischen Vorbilder.
Naja, aber das Thema „Nachbarn“ hatten wir schon.
Weiter mit dem Stadtrundgang.
Auf dem Marktplatz werden neben den folkloristischen Darbietungen natürlich auch kunsthandwerkliche Gegenstände angeboten. Bis auf ein paar russische Püppchen wurden durchweg schöne Dinge angeboten. Sonst bekommt man auf solchen Märkten reichlich Schranz präsentiert. Hier hingegen darf wohl nicht jeder stehen.
Ruth hatte uns gesagt, wir sollten uns unbedingt die russisch-orthodoxe Kirche anschauen. Das haben wir dann auch getan. Selten habe ich eine von Innen so schön dekorierte Kirche gesehen. Leider durfte man drinnen keine Fotos machen. Aber von außen gibt sie auch was her.
Um den DomBerg herum zieht sich die fast vollständig erhaltene Stadtmauer mit ihren vielen Wehrtürmen. In und um diesen Ring kann man die historische Altstadt erkunden.
Schön sind die vielen Möglichkeiten einen Blick über die Dächer von Tallinn zu werfen.
und hier noch ein paar andere Eindrücke...
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